Ein gan­zes Wochen­en­de ohne Han­dy auf einer ein­sa­men Insel — für die meis­ten von uns kaum mehr vorstellbar.

Doch genau das pas­siert den elf Per­so­nen aus dem Stück „Sing mir ein Lied vom Tod“, wel­ches die Thea­ter­grup­pe der Mit­tel­stu­fe des Come­ni­us-Gym­na­si­ums am Ende die­ses Schul­jah­res in der Aula des Inter­nats auf die Büh­ne brachte.

Sie alle sind der Ein­la­dung eines gewis­sen Mr. Onym bzw. sei­ner Frau Mrs. Onym gefolgt, die sie aus den unter­schied­lichs­ten Grün­den auf die Insel gelockt hat­te. So soll­te bei­spiels­wei­se der ehe­ma­li­ge Gene­ral Macken­zie (Nora von Blü­cher) eine Ehren­na­del für sei­ne Ver­diens­te erhal­ten oder der bekann­te Psych­ia­ter Dr. Arm­strong (Lina Stock­horst) der Gast­ge­be­rin psy­chi­sche Unter­stüt­zung leisten.

Doch statt eines erfreu­li­chen Wochen­en­des auf der Insel mit guter Bewir­tung durch die Bediens­te­ten Stel­la und Roger Rogers (Anni­ka Schlei­cher und Oscar Sun) erle­ben die Gäs­te schon bald eine böse Über­ra­schung. Der nicht anwe­sen­de Gast­ge­ber Mr. Onym mel­det sich mit mark­durch­drin­gen­der Stim­me (Rai­mund Schul­ler) aus dem Off und klagt jeden ein­zel­nen Gast eines unge­sühn­ten Ver­bre­chens an.

Nach und nach erfährt das Publi­kum die Hin­ter­grün­de zu den Anschul­di­gun­gen. So muss­te sich die pas­sio­nier­te true-crime-Höre­rin Jen­ny Dorn (Sami­ra Sie­bert) bei­spiels­wei­se erklä­ren, war­um sie durch eine Falsch­aus­sa­ge vor Gericht einen wei­te­ren Tod mit­ver­schul­det hat, oder die durch ihr Gei­gen- und Quer­flö­ten­spiel eini­ge Gäs­te ner­ven­de Phil­ip­pa Lom­bard (Hele­na Neu), was der Grund für den Tod der Gelieb­ten ihres Man­nes war. Die als Sekre­tä­rin enga­gier­te Vera Clayt­hor­ne (Roxi Geran­may­eh) ver­sucht anfangs, die Grup­pe durch ein Ken­nen­lern­spiel ver­traut zu machen, wobei sich aber her­aus­stellt, dass nie­mand die Gast­ge­ber per­sön­lich kennt. Außer­dem kommt die true-crime-Anhän­ge­rin Jen­ny dahin­ter, dass sich hin­ter Abra­ham Nicho­las und Abi­ga­il Natha­lie Onym die Wor­te „Anonym“ ver­ste­cken. „Unse­re ver­ehr­ten Gast­ge­ber! Es gibt sie gar nicht!“, schluss­fol­gert sie.

Nach­dem alle ihre Recht­fer­ti­gun­gen zu den Anschul­di­gun­gen geäu­ßert haben, stellt Phil­ip­pa Lom­bard fest: „Welch illus­tre Gesell­schaft! Alles bra­ve und geset­zes­treue Bür­ger, die nur ihre Pflicht tun und ihrem Gewis­sen fol­gen.“ Als sich dann plötz­lich durch mys­te­riö­se Umstän­de die Grup­pe ver­klei­nert und einer nach dem ande­ren auf ver­schie­de­ne Art und Wei­se ums Leben kommt, gehen die gegen­sei­ti­gen Ver­däch­ti­gun­gen los und jeder miss­traut dem ande­ren. Der selbst dro­gen­süch­ti­ge Ermitt­ler in Dro­gen­fäl­len Wil­liam Blo­re (Leni Blankl) gerät in Ver­dacht, weil er eine Waf­fe bei sich trägt, stirbt aber selbst kurz dar­auf durch einen Schuss in die Brust. Emi­ly Brent (Oli­wia Popiel), eine stän­dig generv­te Mora­lis­tin, wird mit ihrem eige­nen Rosen­kranz erdros­selt. Jeder „Mord“ wird nicht auf der Büh­ne dar­ge­stellt, son­dern nur sym­bo­li­siert, indem der jeweils Ermor­de­te „sei­ne“ Schach­fi­gur von der Büh­ne stößt und eine Stro­phe des umge­dich­te­ten Kin­der­lie­des „Zehn klei­ne Schach­fi­gu­ren“, gesun­gen von den Thea­ter­spie­le­rin­nen und ‑spie­lern, zu hören ist. Schließ­lich blei­ben nur noch drei Gäs­te übrig, wor­auf­hin sich die unbe­kann­te Stim­me noch­mal erhebt und das Publi­kum fragt bzw. auf­for­dert: „Was den­ken Sie, wer der Mör­der oder die Mör­de­rin ist? Neh­men Sie Ihr Pro­gramm, scan­nen Sie den Code und stim­men Sie ab!“ Unter reger Betei­li­gung der Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er (72 Stim­men von ca. 100 Gäs­ten) ergibt sich die Ver­mu­tung, dass der Mör­der der Tech­ni­ker Johan­nes Schmal­ho­fer sein könn­te. Doch schon in der nächs­ten und letz­ten Sze­ne wird auf­ge­klärt, dass der Staats­an­walt Sir Law­rence War­gra­ve (Sarah Bartsch) der Mör­der ist und all die genann­ten Ver­ge­hen einer gerech­ten Stra­fe zufüh­ren woll­te. Dazu bringt er zuletzt den immer betrun­ke­nen Antho­ny Mar­s­ton (Vero­ni­ka Fischer) um, den er dazu zwingt, sei­ne eige­ne letz­te Stro­phe am Kla­vier zu beglei­ten, bevor die­ser auf den Tas­ten zusam­men­sinkt und War­gra­ve mit sei­ner letz­ten Schach­fi­gur im Arm in irres und böses Geläch­ter ausbricht.

Das Stück ist eine Gemein­schafts­ar­beit der Grup­pe auf der Grund­la­ge von Aga­tha Christies Werk „And then the­re were none“. Die Cha­rak­te­re wur­den den Wün­schen der Schü­le­rIn­nen ange­passt und die­se füll­ten ihre Rol­le über­zeu­gend und mit viel Freu­de am Thea­ter­spiel auf der Büh­ne aus. Mit hohem Text­an­teil für alle Spie­le­rin­nen und Spie­ler, drei Auf­füh­run­gen vor Mit­schü­le­rIn­nen am Vor­mit­tag und einer Abend­auf­füh­rung bei gro­ßer Hit­ze am Abend war Spiel­lei­te­rin StDin Patri­zia Gill­ner schließ­lich sehr stolz auf die gemein­sa­me Leis­tung. Sie bedank­te sich bei allen Thea­ter­spie­le­rin­nen und ‑spie­lern mit einem Erin­ne­rungs­fo­to und einer Rose und bei den Tech­ni­kern (Luca Arndt, Maxi­mi­li­an Han­nes und Johan­nes Schmal­ho­fer) mit einer Inter­nats­ja­cke, weil sie in den letz­ten anstren­gen­den Pro­ben­pha­sen so viel Zeit in den Räum­lich­kei­ten des Inter­nats ver­bracht hat­ten. In Stell­ver­tre­tung für den Schul­lei­ter hat­te StD Peter Schar­nagl die Begrü­ßung zu Beginn des Stücks über­nom­men und über­reich­te abschlie­ßend der Spiel­lei­te­rin einen Blu­men­strauß und jedem Mit­glied der Thea­ter­grup­pe Gut­schei­ne für den Pausenverkauf.

Die­se Auf­füh­rung bil­de­te die letz­te von ins­ge­samt drei, die in den unter­schied­li­chen Jahr­gangs­stu­fen das ganz Jahr über den Schü­le­rin­nen und Schü­lern sowie Freun­din­nen und Freu­den des Come­ni­us-Thea­ters zum Bes­ten gege­ben wurden.