Die Klassen 9a und 9c wurden am Mittwoch, 3. Mai 2023 im Unterricht überrascht, indem plötzlich Martin Puhl, Schauspieler am Theater an der Rott, in seiner Rolle als Jonas in der Klasse auftaucht und gehetzt erzählt, er werde verfolgt. Man erfährt nicht, von wem, weil er nur von „denen“ spricht. Er berichtet, er kenne die Wahrheit über Bill Gates, Aliens, 5G, Impfungen usw., weshalb er verfolgt werde. Aber er wolle alle darüber aufklären, die „Schlafschafe“, die seine Wahrheit noch nicht kennen, aufwecken, damit sie erkennen, wie sie manipuliert würden. Um abgeschirmt zu sein, wickelt Jonas sein Handy und sich selbst in Alufolie. Er lebt ein anstrengendes, trauriges Leben, bestimmt von Verfolgungsangst und Einsamkeit. Jeder Einkauf wird für ihn zum strategischen Krieg, seine Wohnung kleidet er mit Alufolie aus, zur Familie hat er gerichtliches Kontaktverbot und seine Nachbarin stalkt er, weil er nicht den Mut hat, sie anzusprechen und ihr seine Sympathie für sie in persönlichen Gesprächen mitzuteilen. Als ZuschauerIn ist man sowohl verwirrt von seinen Theorien, hat aber auch Mitleid mit Jonas, weil er sich eigentlich ein sorgen- und angstfreies Leben sowie einen Ausweg aus den Verschwörungsgeschichten wünscht. Dagegen taucht er immer tiefer und radikaler in diese Geschichten ein, lebt in seiner eigenen Welt bis zur „äußersten Zuspitzung seines Wahns“. (http://theater-an-der-rott.de/stuecke/der-entstoerer/).
Autorin Ursula Kohlert behandelt mit dem aufrüttelnden und berührenden Klassenzimmerstück aus dem Jahr 2021 ein Thema, mit dem wir uns derzeit konfrontiert sehen. Die meisten SchülerInnen sind z. B. auf Social Media schon mit diversen Verschwörungstheorien in Kontakt gekommen. Wie diese und fake news in den persönlichen und privaten Lebensbereich einwirken und welches Leid sie dort anrichten können, wurde sowohl im Stück gezeigt als auch in der anschließenden Besprechung diskutiert. Dabei muss sich jede/r die Frage stellen, woran und an wen er glaubt, worauf er hofft und wie er sein Leben führen möchte.
Beurteilung einer Schülerin:
„Ich fand das Stück sehr gut, weil der Schauspieler es sehr überzeugend rübergebracht hat mit seiner Körpersprache. Und er hat gezeigt, wie er Angst vor der Welt hat und aus seiner Sicht in der Welt draußen alles böse ist.“