Die Mit­tel­stu­fen­thea­ter­grup­pe des Come­ni­us-Gym­na­si­ums unter der Lei­tung von Patri­zia Gill­ner hat sich in die­sem Schul­jahr ent­schie­den, zur Aus­stel­lung „Anne Frank – ein Mäd­chen schreibt Geschich­te,“ die noch bis zum 17. Juli im Kapu­zi­ner­sta­del zu sehen ist, einen Bei­trag zu leis­ten und hat selbst ein Stück ver­fasst, das zum einen auf den Tage­buch­auf­zeich­nun­gen von Anne Frank basiert, die die­se im Hin­ter­haus-Ver­steck in Ams­ter­dam ver­fasst hat, und zum ande­ren die aktu­el­le Lebens­welt der Jugend­li­chen zeigt. Die Idee dabei war es, sich mit den Gefüh­len von Anne Frank aus­ein­an­der­zu­set­zen und die­se als Figu­ren auf die Büh­ne zu bringen.

Eini­ge Sze­nen waren bereits zur Aus­stel­lungs­er­öff­nung gezeigt wor­den, wie Gün­ther Zill­ner bei sei­ner Begrü­ßung, die er im Namen der Schul­lei­tung vor­nahm, erzähl­te. Inspi­ra­ti­on für die Idee, Gefüh­le spre­chen zu las­sen, sei der krea­ti­ve Dis­ney-Film „Alles steht Kopf“ aus dem Jahr 2015 gewesen.

Die zahl­rei­chen Gäs­te in der voll besetz­ten Aula erleb­ten dann ein außer­ge­wöhn­li­ches Thea­ter­stück, das sowohl durch sei­ne Tie­fe als auch durch sei­ne Authen­ti­zi­tät über­zeug­te. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler grif­fen die Geschich­te von Anne Frank auf, deren Tage­buch zu den bewe­gends­ten Zeug­nis­sen des Holo­caust zählt. Die jun­gen Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler des Come­ni­us-Gym­na­si­ums schaff­ten es, die Gefüh­le und Erleb­nis­se der Anne Frank auf der Büh­ne leben­dig wer­den zu las­sen. Durch die wört­li­che Vor­le­sung ein­zel­ner Stel­len aus dem Tage­buch und dem dar­stel­len­den Spiel wur­de das Publi­kum tief in die Welt des jüdi­schen Mäd­chens hin­ein­ge­zo­gen. Beson­ders im Fokus stan­den Annes Gefüh­le: ihre Ängs­te, ihre Hoff­nun­gen und ihr uner­schüt­ter­li­cher Lebens­wil­le, der trotz der wid­ri­gen Umstän­de sehr lebens­be­ja­hend deut­lich wurde.

Par­al­lel dazu spielt das Thea­ter­stück in der Gegen­wart und zeigt die aktu­el­le Lebens­welt der Jugend­li­chen, die das Tage­buch im Unter­richt lesen. Die­se moder­ne Erzähl­ebe­ne beleuch­tet die Her­aus­for­de­run­gen, die Aus­gren­zung und die Kon­flik­te, die heu­ti­ge Schü­ler auf ande­rer Ebe­ne erle­ben. Beson­ders ein­drück­lich wur­de die Aus­gren­zung eines Mit­schü­lers, gespielt von Felix Kol­be, dar­ge­stellt. Dass auch im Klei­nen, also z. B. in der Klas­se, Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­gren­zung statt­fin­den kann und jeder sei­nen Bei­trag zu einem respekt­vol­len, inte­gra­ti­ven Zusam­men­le­ben leis­ten muss, damit die For­de­rung „Nie wie­der!“ nicht nur eine lee­re Flos­kel bleibt, wur­de anhand der Gegen­über­stel­lung der bei­den Ebe­nen geschickt her­aus­ge­ar­bei­tet und reg­te das Publi­kum spür­bar zum Nach­den­ken an.

Die anfangs durch die Leh­re­rin (gespielt von Anni­ka Schlei­cher) gestell­te Fra­ge, ob man es heut­zu­ta­ge den Jugend­li­chen über­haupt noch zumu­ten kön­ne, das „Tage­buch der Anne Frank“ als Lek­tü­re zu lesen, soll­te am Schluss nach dem Zitat von Esther Beja­ra­no beant­wor­tet wer­den: „Ihr tragt kei­ne Schuld für das, was pas­siert ist, aber ihr macht euch schul­dig, wenn es euch nicht interessiert“.

Gün­ther Zill­ner, als Mit­glied des Direk­to­rats, und Spiel­lei­te­rin Patri­zia Gill­ner, beton­ten, wie wich­tig es sei, dass sich jun­ge Men­schen mit der Geschich­te des Holo­caust aus­ein­an­der­set­zen und Par­al­le­len zu ihrem eige­nen Leben zie­hen. „Bis wir die Far­ben wie­der­se­hen“ ist ein ein­drucks­vol­les Bei­spiel dafür, wie Thea­ter Schü­le­rin­nen und Schü­ler nicht nur bil­den, son­dern auch tief berüh­ren kann.

Das Publi­kum bedank­te sich mit tosen­dem Applaus bei den Schau­spie­le­rIn­nen Oli­wia Popiel, Larah Ger­ber, Felix Kol­be, Anni­ka Schlei­cher, Hele­na Neu, Vero­ni­ka Mos­mann, Lina Stock­horst, Anna­bell Urban, The­re­sa Dudek, Mag­da­le­na Klein und Miri­am Krei­lin­ger. Gro­ßer Dank gebührt auch den Come­ni­us-Tech­ni­kern Johan­nes Schmal­ho­fer, Luca Arndt und Maxi Han­nes. Das Stück, das Patri­zia Gill­ner mit ihrer Trup­pe auf die Büh­ne gebracht hat, wird noch lan­ge nach­hal­len und zeigt, dass Thea­ter eine star­ke Kraft hat, um Geschich­te leben­dig zu hal­ten und Brü­cken zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart zu schlagen.

Nico­le Dressler