„Wow, das ist ja cool!“, fan­den die 16 Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die gleich am ers­ten Tag eine Füh­rung durch die High School in Iowa beka­men. Der Prin­ci­pal Mr. Mark Moo­dy, was so viel wie ein Schul­di­rek­tor ist, nahm sich für die deut­schen Gäs­te bereits am ers­ten Tag zwei Stun­den Zeit, um ihnen sei­ne Schu­le zu zei­gen. Sie waren begeis­tert von der rie­si­gen Schul­büh­ne, die auch für öffent­li­che Ver­an­stal­tun­gen genutzt wird, und vor allem vom pro­fes­sio­nel­len Foot­ball-Sta­di­on direkt am Schul­ge­län­de. Auch die vie­len neu­en Gebäu­de wie eine Wrest­ling-Hal­le, ein Fit­ness-Stu­dio und die modern aus­ge­stat­te­ten Schul­räu­me, die inner­halb kür­zes­ter Zeit ent­stan­den sind, beein­druck­ten die Deg­gen­dor­fer Jugend­li­chen. Müs­sen sie selbst doch bereits sie­ben Jah­ren auf die Wie­der­öff­nung ihres Alt­baus warten.

Der Schul­füh­rung vor­aus ging ein war­mer Emp­fang durch die ame­ri­ka­ni­schen Aus­tauch­schü­ler und ihre Eltern am Flug­ha­fen von Cedar Rapids und ein deutsch-ame­ri­ka­ni­sches Früh­stück mit Früh­stücks-Piz­za und jeder Men­ge Donuts und Bagels. Hier konn­ten sich die bei­den Grup­pen erst ein­mal ken­nen lernen.

Das Come­ni­us-Gym­na­si­um kann auf eine lan­ge Tra­di­ti­on des Schü­ler­aus­tau­sches, die im Rah­men des GAPPs (Ger­man Ame­ri­can Part­ner­ship Pro­gram) durch­ge­führt wur­den, zurück­bli­cken. Die­ses Mal orga­ni­sier­te die Stu­di­en­di­rek­to­rin Clau­dia Leutschafft in Beglei­tung der Stu­di­en­rä­tin Andrea Zell­ner die Fahrt unter dem Mot­to „The same, but dif­fe­rent“ vom 17.10. bis zum 2.11. in die USA. Vor Ort hat­ten die zehn Mäd­chen und sechs Buben aus den 10. und 11. Klas­sen gro­ße Unter­stüt­zung durch Lin­say Choun, die Deutsch­lehr­kraft an der Clear Creek Ama­na High School (CCAHS).

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler besuch­ten in die­sen drei Wochen für sie­ben Tage den Unter­richt und nah­men an unter­schied­li­chen Unter­neh­mun­gen und Ver­an­stal­tun­gen teil. Sie gin­gen ab Don­ners­tag, den 18.10.2023 in ihre jeweils nach unter­schied­li­chen Stun­den­plä­nen zuge­wie­se­nen Klas­sen und besuch­ten min­des­tens vier Dop­pel­stun­den pro Tag, größ­ten­teils nach eige­ner Wahl, d. h. sie hiel­ten sich täg­lich etwa bis 15:00 Uhr an der CCAHS auf. Wir tra­fen uns fast täg­lich vor Unter­richts­be­ginn, um die Erleb­nis­se der Jugend­li­chen zu bespre­chen. Unse­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler durf­ten an einer sehr brei­ten Palet­te unter­schied­lichs­ter Kur­se teil­neh­men und auch einen eige­nen Vor­trag auf Deutsch und Eng­lisch über unse­re Schu­le und den Land­kreis Deg­gen­dorf in den Deutsch­klas­sen von Mrs. Choun hal­ten. Je nach Inter­es­se der Gast­fa­mi­lie wur­den auch die Wochen­en­den gestal­tet. Dabei besuch­ten eini­ge Schü­le­rin­nen und Schü­ler auch ein Foot­ball-Spiel der Iowa Haw­keyes, ein Wrest­ling-Tur­nier, ein Vol­ley­ball-Match oder eine Old­ti­mer-Show. Dabei ging es in die nähe­re Umge­bung von Iowa City wie bei­spiels­wei­se nach Ama­na, das aus sie­ben deut­schen Kolo­nien besteht, in denen heu­te teil­wei­se noch deutsch gespro­chen wird. Auch den Besuch der Amish-Peo­p­le in Kal­o­na fan­den vie­le sehr inter­es­sant und auf­schluss­reich, konn­ten sie doch schon auf den Stra­ßen die alter­tüm­li­chen Pfer­de­kut­schen ent­de­cken. Die Amish leben teil­wei­se ohne Elek­tri­zi­tät, Autos oder Han­dys, was für unse­re deut­schen Ver­hält­nis­se sehr nach Ver­zicht klingt.

Auch etwas fer­ne­re Zie­le wur­den ange­fah­ren, wie bei­spiels­wei­se die Stadt Dubu­que am Mis­sis­sip­pi. Von hier aus kann man die drei Bun­des­staa­ten Iowa, Wis­con­sin und Illi­nois besu­chen. Dubu­que ist die ältes­te Stadt Iowas und wur­de durch den Pelz­händ­ler Juli­en Dubu­que im Jahr 1785 gegrün­det. Bis dahin leb­ten in der Gegend vor­nehm­lich India­ner vom Stamm der Fox. Reich wur­de die Stadt vor allem durch das Blei­vor­kom­men in ihrer Umge­bung. In der Fol­ge zog sie vor allem iri­sche und deut­sche Berg­leu­te und Pelz­händ­ler an.

Die Grup­pe aus Deutsch­land unter­nahm auch zwei gemein­sa­me Aus­flü­ge mit den gel­ben Schul­bus­sen. Das ers­te Ziel hier­bei war die 108 Mei­len (173 Kilo­me­ter) ent­fern­te Haupt­stadt von Iowa, Des Moi­nes. Der gel­be Schul­bus fuhr die Stre­cke ent­lang vie­ler Wind­rä­der inner­halb von 2,5 Stun­den und steu­er­te als ers­tes Ziel das Sta­te Capi­tol der Stadt an. Hier befand sich die Legis­la­ti­ve des Staa­tes Iowa und eine rie­si­ge Biblio­thek. Nach einer grö­ße­ren Restau­rie­rung konn­te man auch die Kup­pel des Sta­te Capi­tol mit ihrer schö­nen Aus­sicht wie­der bestei­gen. Bei einer Füh­rung durch das gro­ße Muse­um erfuh­ren die Jugend­li­chen und ihre Beglei­tung vie­le Details über die lan­ge Geschich­te die­ses außer­or­dent­li­chen Gebäu­des. Nach dem Besuch des Capi­tols ging es noch für eine Stun­de in das Stadt­mu­se­um und anschlie­ßend in die Mer­le Hay Mall, ist das Shop­pen doch eine der Lieb­lings­be­schäf­ti­gung der Amerikaner.

Ein zwei­ter Aus­flug führ­te die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zusam­men mit ihren Aus­tausch­part­nern in die Uni­ver­si­ty of Iowa. Hier erhiel­ten sie sehr inter­es­san­te Aus­künf­te über die Kos­ten, die Stu­den­ten-Unter­künf­te und das Stu­di­um in den Staa­ten im All­ge­mei­nen und Iowa im Spe­zi­el­len. So kos­tet dort ein Stu­di­um pro Jahr rund 20.000 US-Dol­lar, was in etwa 18.500 Euro ent­spricht. The same, but different!

Dass die Schu­len in Ame­ri­ka sehr viel Wert auf ihren Sport legen, konn­ten die Come­nia­ner auch bei den extra für sie orga­ni­sier­ten schul­in­ter­nen Vor­trä­gen über das Foot­ball und das Track and Field (Leicht­ath­le­tik) erfah­ren. Hier haben die bei­den Sport-Coa­ches ihre Sport­ar­ten vor­ge­stellt und das sehr inten­si­ve Trai­ning im Rah­men des Schul­pro­gram­mes wur­de dis­ku­tiert. Die außer­or­dent­li­che För­de­rung ein­zel­ner Schü­le­rin­nen und Schü­ler ist dabei bemer­kens­wert. Am Schluss durf­te auch die Foot­ball-Aus­rüs­tung anpro­biert wer­den und ein Schü­ler, der Geburts­tag hat­te, bekam einen Ori­gi­nal-CCAHS-Foot­ball als Geburts­tags­ge­schenk über­reicht. Der Sozi­al­kun­de­leh­rer Mr. Brown stell­te der Grup­pe aus Deutsch­land dann auch noch sehr anschau­lich das ame­ri­ka­ni­sche Schul­sys­tem und das poli­ti­sche Sys­tem in Ame­ri­ka vor, was zu eini­gen Dis­kus­sio­nen führ­te, wobei wie­der die Unter­schie­de und die Ähn­lich­kei­ten mit dem deut­schen Sys­tem her­aus­ge­ar­bei­tet wurden.

Nach zwölf auf­re­gen­den und auf­schluss­rei­chen Tagen in Iowa City hieß es nun Abschied neh­men von lieb­ge­won­ne­nen Gast­fa­mi­li­en. Die ame­ri­ka­ni­schen Eltern ver­süß­ten den deut­schen Schü­le­rin­nen und Schü­lern die­sen mit einer gemein­sa­men Hal­lo­ween-Par­ty am Lager­feu­er und mit viel ame­ri­ka­ni­schem Essen. „Ich möch­te noch garn nicht hier weg!“ oder „Ich habe schon eine Ein­la­dung für nächs­ten Som­mer bekom­men“ bis zu „Ich freue mich schon so sehr auf den Gegen­be­such im März“ konn­te man in der Nacht von Sonn­tag auf Mon­tag an der Bus­hal­te­stel­le in Iowa City alles hören. Jetzt aber galt es erst ein­mal Abschied zu neh­men, denn die letz­te Sta­ti­on der Rei­se stand an.

Nach einer anstren­gen­de fünf­stün­di­gen Nacht-Bus­fahrt über Daven­port kam die Grup­pe um 6 Uhr mor­gens müde in Chi­ca­go an. Das war jetzt natür­lich ein enor­mer Unter­schied zum eher länd­li­chen Iowa. In der gro­ßen Metro­po­le Chi­ca­go mit sei­nen 2,7 Mil­lio­nen Ein­woh­nern gab es plötz­lich wie­der öffent­li­chen Nah­ver­kehr und die U‑Bahn zur Jugend­her­ber­ge war schnell gefun­den. Nach einem spär­li­chen Früh­stück ging es auch gleich zu Fuß wei­ter zum Wil­lis Tower, der höchs­te Turm der Stadt war in den 1970er Jah­ren mit sei­nen 110 Stock­wer­ken das viert­höchs­te Gebäu­de der Welt. Am Sky­deck hat­ten die Jugend­li­chen genug Zeit, um die Geschich­te des Towers zu erfor­schen und vie­le Fotos aus 442 Meter Höhe von Chi­ca­go zu machen. Dabei erhiel­ten sie auch einen guten Über­blick über die Aus­deh­nung der Stadt. Nach der Besich­ti­gung des ehe­ma­li­gen Sears Towers ging es bei einem aus­gie­bi­gen River­walk zu Fuß in das Zen­trum von Chi­ca­go. Dabei kam die Grup­pe jetzt wie­der hell­wach am Chi­ca­go Archi­tec­tu­re Cen­ter. Von hier aus gab es eine Archi­tec­tu­re-Tour durch die City von Chi­ca­go. Ent­lang der Michi­gan Ave­nue ging es vor­bei an bekann­ten Art Deko Gebäu­den, den ers­ten Ver­sand­häu­sern der Wrig­leys bis zum Mil­le­ni­um Park. Auch die Besich­ti­gung der ältes­ten Hotels und Biblio­the­ken im Inne­ren der Gebäu­de war Teil der Füh­rung. Nach einer län­ge­ren Pau­se zur frei­en Ver­fü­gung für die Schü­ler­grup­pe gab es anschlie­ßend eine Stipp­vi­si­te in Chi­na­town und ein Abend­essen in einem typi­schen ame­ri­ka­nisch-chi­ne­si­schen Restau­rant, wobei man fest­stel­len muss­te, dass hier hor­ren­de Trink­gel­der anfielen.

Der letz­te Tag in Chi­ca­go begann mit einer Schiff­fahrt von der DuSable Bridge den Chi­ca­go river ent­lang. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler erfuh­ren dabei, dass der Fluss durch einen 1900 gebau­ten Kanal rück­wärts fließt, um die unlieb­sa­men Abwäs­ser der Metro­po­le nicht in den Lake Michi­gan zu trans­por­tie­ren, son­dern in den Mis­sis­sip­pi. Der Fluss wird am St. Patrick’s Day auch grün ein­ge­färbt, denn Grün ist die Natio­nal­far­be Irlands. Wäh­rend der Fahrt geht es vor­bei an den bedeu­tends­ten Sky­scra­pern Chi­ca­gos. Vom Schiff aus sieht die deut­sche Schü­ler­grup­pe die 179 Meter hohen Zwil­lings­tür­me der Mari­na City, die auf­grund ihres äuße­ren Erschei­nungs­bil­des als corn cobs (Mais­kol­ben) bezeich­net wer­den. Eben­so sieht man den Lake Point Tower, den Trump Tower, das Wrig­leys Gebäu­de und den Chi­ca­go Tri­bu­ne Tower, ein 1923 im neo-goti­schen Stil erbau­tes Büro­ge­bäu­de, vom Schiff aus sehr gut. Am Ende der Schiffs­tour reißt die Wol­ken­de­cke noch ein­mal auf und es konn­ten herr­li­che Fotos von der beein­dru­cken­den Sky­line Chi­ca­gos gemacht werden.

Nach­dem die Stadt nun schon per L‑Line, die Stra­ßen­bahn Chi­ca­gos, per Schiff und zu Fuß erkun­det wur­de, stand als letz­te gemein­sa­me Her­aus­for­de­rung noch das Fahr­rad an. Konn­te man sich damit doch am Lake Michi­gan ent­lang sehr schnell vom Navy Pier bis zum gro­ßen Aqua­ri­um und dem Field Muse­um am äußers­ten Stadt­rand der Innen­stadt bewe­gen. Die schö­ne Tour durch die Parks von Chi­ca­go und am Buck­ing­ham Foun­tain vor­bei nahm aber nach zwei Stun­den ein abrup­tes Ende, denn ein Schnee­sturm zwang die moti­vier­te Grup­pe, den Aus­gangs­punkt „Bob’s Bike Hike“ wie­der anzu­steu­ern, so dass sie die Fahrt ent­lang des Sees kaum mehr genie­ßen konnte.

Nach­dem sich die Deg­gen­dor­fer wie­der auf­ge­wärmt hat­ten, besuch­ten sie am Abend des letz­ten Tages noch ein typi­sches ame­ri­ka­ni­sches Diner im Stil der 50er Jah­re. Hier war alles gebo­ten, was die ame­ri­ka­ni­sche Küche zu bie­ten hat­te, inklu­si­ve eines Elvis als Bedie­nung. Gemein­sam mit zwei ame­ri­ka­ni­schen Lehr­kräf­ten aus Michi­gan konn­te die Grup­pe gebüh­rend Abschied von Ame­ri­ka neh­men, denn nächs­ten Mor­gen soll­te es via Atlan­ta wie­der zurück nach Deutsch­land gehen.

Im März 2024 wer­den die ame­ri­ka­ni­schen Part­ner dann Deg­gen­dorf besu­chen und die Gast­fa­mi­li­en hier vor Ort wer­den ver­su­chen, ihnen einen eben­so schö­nen und inter­es­san­ten Auf­ent­halt zu berei­ten, wie sie ihn in Iowa erle­ben durften.